BMW M 1000 XR – 201 PS und M wie Mega: So fährt die neue BMW M 1000 XR (2024) (2024)

Nach dem Super-Supersportler M 1000 RR und dem Hyper Naked Bike M 1000 R ist das Mega-Crossover-Bike M 1000 XR nun die Dritte im M-Bunde. 7.500 Maschinen aus der M-Reihe hat BMW bisher gebaut. Sie sind ein Statement auf Rädern für Ingenieurskunst und Emotionen, jawohl, made in Germany. Obendrein sind sie ein ganz gutes Geschäft für BMW Motorrad, das damit näher an die vierrädrige M-Abteilung aus München heranrückt.

BMW M 1000 XR auf Basis der S 1000 XR

Die BMW M 1000 XR basiert auf der fürs Jahr 2024 modifizierten S 1000 XR mit 170 PS. Was also bringt BMWs neues "Langstrecken-Sportmotorrad" M 1000 XR an Anlagen mit? Hier sitzt der leicht gezähmte Shiftcam-Vierzylinder der S 1000 RR mit seiner zweistufig geschalteten Einlassnockenwelle im Rahmen der XR. Sporttourer gekreuzt mit Supersportler. Moment mal: Zähmung bei 201 PS? Das ist das weltweit stärkste Motorrad mit breiter Lenkstange, verdammt nochmal. BMW verspricht über 275 Sachen Spitze und von 0 auf 200 km/h in 7,4 Sekunden! Noch Fragen?

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Über 200 PS für über 275 km/h

Ohne Winglets lässt BMW seine 200-plus-x-PS-Kracher nicht mehr auf die Menschheit los. Hier sitzen die Spoiler markant an der Kühlerverkleidung. Sie bewirken mehr "Ground Force", mehr Anpressdruck. Konkret sollen sie bei 220 km/h mit fast 12 Kilogramm das Vorderrad auf die Fahrbahn pressen und so die Geradeauslauf-Stabilität absichern. Die seitlichen Bereiche des Motorrads sollen besser, mit weniger Turbulenzen vom anstürmenden Fahrtwind umflossen werden. Moto-GP für einen Tourer…

Hoher Sitz und breiter Lenker

Der höhere "High Dynamic"-Sitz bringt den Fahrer dorthin, wo die Musik spielt: Nahe an den gegenüber der S-XR weiter nach vorn platzierten, breiten Lenker. Jener soll etwas mehr Last aufs Vorderrad sowie mehr Rückmeldung von selbigem bringen. Edel sitzt er in einer fein überfrästen Klemmung. Semi-aktiv arbeitet die elektronisch geregelte Dämpfung in Federbein und Upside-down-Gabel. Nur das Anheben der Federbasis ("Vorspannung") funktioniert manuell, am Heck per Drehknauf.

Carbon, Titan und Aluminium

Aus Aluminium gefräste, auffällig blau eloxierte Vierkolben-Radial-Anker von Nissin beißen in zwei fünf Millimeter dicke, 320 Millimeter große Scheiben. Den dafür notwendigen Druck baut eine Radial-Bremspumpe am Lenker auf. Zudem sitzt im Inneren verborgen eine leichtere Batterie und eine erleichterte Lichtmaschine. Steiler als bei der S-XR steht der attraktive Titan-Schalldämpfer von Akrapovic mit Carbon-Endkappe. 227 Kilogramm soll die S 1000 XR mit 18 Liter Sprit an Bord wiegen, 223 Kilogramm die M 1000 XR, der Tank fasst jeweils 20 Liter. Ein Teil der Differenz steckt in den Rädern, für die M wird das Aluminium geschmiedet.

220 Kilogramm mit M Competition Paket

4 Kilogramm weniger sind natürlich nicht das Ende der Fahnenstange in Sachen Leichtbau: Wir fahren heute nämlich die BMW M 1000 XR mit "M Competition Paket". Für rund 5.000 Euro Aufpreis auf die auch nicht gerade Schnäppchen-verdächtigen 25.900 Euro Grundpreis sind hier nochmals viele Leckerlis und Goodies zu bestaunen. Dazu gehören feinste Frästeile wie klappbare Handhebel und eine vielfach einstellbare Fußrastenanlage. Dazu Data-Logger für Rennstrecken-Einsätze(!) und haufenweise filigran wirkende, doch sehr stabile Carbonteile, etwa für Verkleidung und Radabdeckungen. Vor allem aber sündhaft teure, federleichte Carbon-Räder. Macht unterm Strich 220 Kilogramm Werksangabe mit 18 von 20 Litern Sprit (die bei BMW üblichen 90 Prozent vollgetankt).

Das leichteste große Crossover-Bike der Welt

Wie also fährt "das leichteste große Crossover-Bike der Welt"? Nun, zunächst muss man diesen martialischen Muskelberg erst einmal entern, Stichwort Sitzhöhe, es sind immerhin 850 Millimeter. Gut eingespannt, geradezu perfekt nimmst du Platz auf dem Thron der M-Macht. Der Kniewinkel mag etwas enger sein als auf einer GS, ja. Aber die Welt, die nimmst du genauso breitschultrig in Empfang. Sie sollte sich auf etwas gefasst machen…Der M-Motor grollt dumpf und sonor, dabei relativ leise aus dem Akrapovic-Auspuff.

Sogar easy durch den Stadtverkehr

Ziehen der Kupplung braucht ein wenig Handkraft, doch dann folgt die erste Überraschung: Wie handzahm und gutmütig sich dieses Mega-Monster bewegen lässt! Stadtverkehr ist easy – du fährst mit perfektem Überblick und genießt einen schon im Drehzahlkeller hellwachen Motor. Und zappst per telepathisch leichtgängigem Blipper kupplungslos hoch wie runter. Erstaunlich komfortabel gibt sich die Dynamic Damping Control (DDC) der Marzocchi-Federelemente, bügelt die Fahrbahnschwellen platt, planiert Bodenwellen. Und morst trotzdem feinfühlig das Asphaltrelief als Dauerzustandsbeschreibung ins Kleinhirn. Klasse!

BMW M 1000 XR mit magischem Handling

Raus aus der Stadt, rein ins Vergnügen. Supersportreifen Bridgestone RS 11 in Sonderkennung "U" brauchen etwas, um auf Temperatur zu kommen. Aber dann haften sie göttlich. Erst einmal vorsichtig angehen lassen, im Road-Modus mit niedrigeren Schwellen für dynamische Traktionskontrolle (DTC) und dynamische Bremskontrolle (DBC). Der 200er-Hinterradschluffen bringt viel Gummi auf die Straße und schenkt so ganz viel Vertrauen. Schlicht von einem anderen Stern ist das Handling dieser Wuchtbrumme: Schon in der allerersten Kurve biegst du fast nach innen ab, so leichtfüßig-locker klappt die M 1000 XR ab. M wie magisch!

M-Bremsen als blaues Wunder

Dieses Hammer-Motorrad wedelt nicht einfach easy durch Kurven. Es fällt über sie her. Großer Hebelarm durch den hohen, breiten Lenker und die geringen Kreiselkräfte der federleichten Räder bewirken sensationell geringen Kraftaufwand beim Umlegen. Das fühlt sich an, als wäre die Front komplett schwerelos. Unfassbar! Also neu konditionieren, die Hände ganz locker am konifizierten Alu-Lenker lassen und nicht zu abrupt umsetzen: Dieses Wunder-Motorrad nimmt Lenkimpulse leichter an als ein Chamäleon eine neue Farbe. Wie das noch dazu bremst, verzögert, ankert! So muss sich ein Bremsfallschirm im Eurofighter anfühlen. Ein Finger reicht, zwei sind optimal, drei definitiv zu viel.

Die Nordschleife komplett im 6. Gang

Das aus der Doppel-R übernommene Getriebe mit kürzeren Übersetzungen der Gänge 4, 5 und 6 hält stets die passende Übersetzung parat. Im Zweifelsfall ein, zwei Gänge höher. Damit ginge auch die Nordschleife komplett im 6. Gang… Aber Vorsicht: Die Geraden werden ganz schön schnell ganz schön kurz und die nächste Kurve in Sekundenbruchteilen angeflogen. Ein größeres Kettenrad als an der S 1000 XR macht die Sekundärübersetzung kürzer. Das Gefühl, jederzeit die totale Kontrolle zu haben, verändert deine Wahrnehmung: Unterm Helm, in deinem Kopf vergeht die Zeit gefühlt gedehnter, weil alles auf diesem Motorrad so leichtgängig ist: Beschleunigen, Schalten, Bremsen, Einlenken. Kaum zu glauben.

Ein Superbike als Mountainbike

Einmal in Schräglage, zieht dieses Geschoss auf 2 Rädern präzise wie ein Laserstrahl, neutral wie ein Schweizer Diplomat seine Bahn, unerschütterlich stabil wie Krupp-Stahl. Du traust dich viel, weil alles geht. Dieses Motorradgebirge ist im Winkelwerk nicht verloren, sondern zuhause. Als hätte BMW aus einem Superbike ein Mountainbike gemacht. Alter Schwede, ist das geil! Auf einer langen Gerade folgt das nächste Aha-Erlebnis. Puh, wie rasant kommt der Horizont herangeflogen?

Bei 9.000/min schaltet das Shiftcam um

Wie vom Katapult abgeschossen stürmt die 1000er nach vorn. Jenseits der 8.000 Touren liegt der Übergang von rasant zu böse, von schnell zu fast schon beängstigend. Bei 9.000/min schaltet das Shiftcam um. Wie dieser Vierzylinder an seiner goldenen, wartungsarmen M-Kette zerrt, ist nicht zu fassen. Wenn bei 12.750 Touren über 200 PS anliegen, wirst du sprachlos. Er will einfach nicht erlahmen, der Vortrieb. Ist ja vielleicht sogar ein Sicherheitsplus, wenn Überholvorgänge schneller vorbei sind…

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Bummel-Tempo 130 km/h

Aber ganz ehrlich: Das braucht es nicht. Die M mag sogar Bummeln, ohne gelangweilt zu wirken. So stachelt dich die M 1000 XR nicht permanent an. Du musst ihr und dir nichts beweisen. Wobei – erst der Blick auf den Tacho offenbart, dass auf der Landstraße ruckzuck 130 km/h bei 6.000/min im 6. Gang anliegen. Für die Schweiz mit ihren rigiden Tempolimits ist die M-XR also noch weniger geeignet als die S-XR. Übrigens macht der Reihenvierer laufkulturell ab mittleren Drehzahlen durch feinpixelige Vibrationen auf sich aufmerksam.

Keine Koffer für die BMW M 1000 XR

Für Trans-Sport-Aufgaben ist die BMW M 1000 XR jedenfalls prima gerüstet. Für Transport-Aufgaben dagegen weniger: Es gibt keine Koffer-Optionen und kein Topcase für diese BMW. Wirklich nicht. Nur Überwurftaschen. Immerhin: Heizbare Griffe und ein erstaunlich gut schützendes, höhenvariables Scheibchen sind ja an Bord. Optional gibt es einen höheren Windschild und ein integriertes Navi. Mehr braucht diese ultimative Fahrmaschine nicht. Sie begeistert mit ihrer Mega-Kombination aus Power, Handling und Ergonomie. Für die Gebückten wird es immer enger.

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Fazit

Dieses Mega-Motorrad definiert sich nicht nur über seine 201 PS. Es würde mit 120, 150 PS genauso viel Fahrspaß bereiten. Es brilliert als gelungenes System. Und hier steht das perfekte Fahrwerk, seine Kombination aus Rückmeldung, Stabilität und Komfort im Mittelpunkt. Über allem schwebt das rekordverdächtig leichte Handling. Auch wenn dafür in dieser Ausstattungsvariante, mit den Carbon-Rädern, über 31.000 Euro fällig werden: Die BMW M 1000 XR ist kein Poser-Spielzeug, um es sich neben seinen Ferrari oder Lamborghini zu stellen. Sie ist das pure Destillat dessen, was ein Motorrad im Jahr 2024 zu leisten vermag.

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Maik Schwarz

Redakteur MOTORRAD online

Schon bevor ich in den 1980er-Jahren in die Schule kam, hatte ich mich vor allem mit Motorrädern beschäftigt, und seit 2001 mache ich genau das beruflich, als Redakteur für Motorrad-Themen. Geschäftliches und Privates zu trennen, ist da natürlich kaum möglich – aber eigentlich auch nicht nötig.

Als Ganzjahres-Motorradfahrer bin ich immer ohne lange Unterhose und ohne Ohrstöpsel unterwegs. Am liebsten mit Boxer-Motoren, ich mag aber auch andere Zweizylinder. Und Dreizylinder. Und Vierzylinder und sogar Sechszylinder. Notfalls Einzylinder. Prinzipiell bin ich offen für Motorräder aller Art – in Zukunft auch gerne elektrische.

Mein privates Motorrad: BMW R 1150 GS "Basic" (seit 2001).

Meine weiteren Hobbies: Fahrradfahren, Wandern, Alpen, Reisen, Fotografie und Musik.

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